Bringt eine Milchkuh in der konventionellen Milchindustrie ein Kalb auf die Welt, wird es meist unmittelbar nach der Geburt von der Mutter getrennt. Das Kalb wird anschließend zusammen mit anderen Kälbern in sogenannten Kälberiglus oder Kälberboxen aufgezogen. Wichtig ist für die Kälber innerhalb der ersten Stunden nach der Geburt die sogenannte Biestmilch zu bekommen.
Die Biestmilch, auch Kolostrum genannt, ist die Erstmilch der Mutter, welche viele wichtige Stoffe enthält, um das Immunsystem des Kalbes zu stärken. Diese Milch bekommen sie häufig aus Kälberflaschen oder Tränkeeimern verabreicht. Nach rund zwei Wochen kommt das weibliche Kalb für die weitere Aufzucht auf dem Betrieb in die Gruppenhaltung mit anderen Kälbern.
Kommt ein weibliches Kalb auf die Welt, wird es meist für die Nachzucht auf dem Milchviehbetrieb behalten und für das Leben einer Milchkuh aufgezogen.
Im Alter von ungefähr 18 Monaten wird die Färse, ein weibliches Rind, welches noch kein Kalb geboren hat, das erste mal künstlich besamt. Der Zeitpunkt für die erste Besamung ist abhängig von der körperlichen Entwicklung der Färse.
Ist die künstliche Besamung erfolgreich, bringt die Färse nach einer Trächtigkeit von ca. 280-287 Tagen ihr erstes Kalb auf die Welt. Mit der Geburt des ersten Kalbes wird die „Färse“ dann zu einer „Milchkuh“.
In der konventionellen Milchindustrie ist es üblich Mutter und Kalb unmittelbar nach der Geburt voneinander zu trennen. Das geschieht meist nachdem die Mutter das Kalb abgeleckt hat.
Zwischen Mutter und Kalb soll keine Bindung entstehen. Je länger Mutter und Kalb zusammen sind, desto schmerzhafter ist die Trennung.
Durch die frühzeitige Trennung soll verhindert werden, dass die Mutter Krankheitserreger auf das Kalb überträgt.
Mit der Geburt des ersten Kalbes, beginnt die Kuh das erste mal Milch zu geben. Die Milchleistung, welche auch als „Laktation“ bezeichnet wird, erreicht dabei nach ca. 4-6 Wochen ihren Höhepunkt.
Damit die Kuh ein weiteres Kalb bekommen kann, wird sie nach rund 6-8 Wochen erneut künstlich besamt. Der Zeitpunkt der nächsten Besamung ist dabei abhängig von dem Zustand der Geschlechtsorgane.
Tanja Busse - Die Wegwerfkuh
60 Tage vor der Geburt des nächsten Kalbes wird das Melken der Kuh eingestellt. Diese Melkpause nennt man „Trockenstellen“. Die Pause gibt dem Körper der Kuh die Gelegenheit Energie zu tanken und sich auf die anstehende Geburt vorzubereiten.
Den Zeitraum zwischen der Geburt des Kalbes und des Trockenstellens nennt man Laktationsperiode. In dieser Zeit wird die Kuh ca. 305 Tage gemolken.
Mit der Geburt des Kalbes beginnt für die Milchkuh eine neue Laktationsperiode und der eben genannte Lebensablauf beginnt von vorne.
Während einer Laktation, auch als Milchleistung bekannt, gibt die Kuh ca. 305 Tage lang Milch. Im Jahr 2020 hatte eine Milchkuh durchschnittlich 2.7 Laktationen in ihrem Leben.
Mit durchschnittlich 5.5 Jahren endet das Leben einer Milchkuh in Deutschland. Gründe für den Gang zum Schlachter können Krankheiten, Unfruchtbarkeit oder geringe Milchleistung sein.
Ein Rind hat eine natürliche Lebenserwartung von 20 Jahren. Die Milchkuh hat von den Rindern die längste Lebensspanne in der industriellen Tierhaltung.